Bei herrlichem Wetter fahren wir mit der Fähre von Bodø nach Moskenes auf den Lofoten. Die Fähre ist voll, unsere Räder stehen unten bei den Autos, zahlen müssen wir wie auf vielen norwegischen Fähren nichts, obwohl die Überfahrt über drei Stunden dauert. Schon von weitem sieht man die Lofoten steil aus dem Wasser ragen und dann sind wir auch schon da. Verrückt, von zu Hause auf die Lofoten geradelt! Wir werden mit herrlichem Sommerwetter begrüßt und nutzen das gute Wetter zum Wäsche waschen, Eis essen und die Sonne genießen. Etwas unternehmen können wir auch noch später, hell ist es ja sowieso die ganze Zeit.
Und dann kommt uns die Idee, in der Abendstimmung auf den Reinebringen zu steigen, von wo aus man eine grandiose Sicht auf Reine mit seinen vielen Inseln hat. Im Schatten der steilen Berge beginnen wir um halb 9 abends den Aufstieg, sind aber froh, dass wir die 1566 von Sherpas gebauten Steinstufen nicht in der Sonne hochlaufen müssen. Wir sind zwar nicht ganz alleine unterwegs, aber es ist sicher deutlich weniger los, als tagsüber auf dieser bekannten Wanderung. Die Anstrengung hat sich auf jeden Fall gelohnt, oben genießen wir in der Abendsonne die atemberaubende Sicht auf Berge, Inseln und Meer. Kein schlechter Einstieg auf den Lofoten!
Der Campingplatz in Moskenes ist mit jeder ankommenden Fähre immer voller geworden, mit so vielen Zelten standen wir während der ganzen Reise nicht zusammen und auch nicht so dicht. Es sind plötzlich auch viel mehr Fahrradfahrer unterwegs, viele aber auch mit weniger Gepäck und teilweise wohl auch nur 2-3 Wochen unterwegs. Der Betrieb ist auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig und dabei ist noch gar nicht richtig Hochsaison. Wir radeln bis ans südwestliche Ende der Lofoten, ganz raus an den Zipfel nach Å. Ja, der kleine Fischerort heißt tatsächlich einfach nur Å!
Weiter geht es die Inseln entlang Richtung Nordosten. Das Wasser ist glasklar und hat an einigen Stellen eine traumhafte türkisene Farbe, die Buchten sind von kleinen roten Holzhütten gesäumt.
Der Wetterbericht sagt eine klare Nacht voraus, das ist unsere Chance die Mitternachtssonne zu beobachten. Wir wissen ja schließlich, wie das Wetter hier auch sein kann, wer weiß, ob sich noch mal die Gelegenheit ergibt. Wir wollen gerne auf den Ryten und dort oben zelten, das heißt aber auch, dass wir die Fahrräder und einen Großteil unseres Gepäcks unten am Parkplatz stehen lassen müssen, und das über Nacht. Wir stehen eine geschlagene Stunde am Parkplatz und überlegen hin und her, ob wir das Risiko eingehen. Schließlich packen wir Zelt, Isomatten, Schlafsäcke, Kochsachen und alle Wertsachen in unsere Rucksäcke, die wir sonst als Packtaschen hinten auf den Gepäckträger gespannt haben. Die Fahrräder lassen wir ab- und angeschlossen zurück…
Es ist schon wieder spät geworden, als wir los wandern ist es schon nach 18 Uhr. Aber eigentlich ist das hier gerade sowieso die schönste Zeit zum Wandern. Das erste Ziel: die berühmte Kvalvika Bucht mit weißem Sandstrand zwischen steil aufragenden Felsen und grünen Wiesen, auf denen im Sommer immer ein paar Zelte stehen. Der Ort ist ein Traum um den Tag oder auch die Nacht zu verbringen, fernab von jeder Straße. Mit Blick auf die Bucht kochen wir unser Abendessen, Nudeln mit Lachs, und genießen den Blick. Immer mehr Leute kommen über den kleinen Pass gewandert um ihr Zelt in der Bucht aufzustellen und auch wir finden es verlockend hier zu bleiben. Aber wir wollen Sicht auf die Sonne im Norden, die Bucht wird später im Schatten liegen. Also machen wir uns an die 500 Höhenmeter Anstieg. Am Aussichtspunkt am Ryten, von wo aus man runter nach Kvalvika blickt, sind noch ein paar andere Wanderer. Inzwischen ist es viertel vor 11. Die 300 m bis zum richtigen Gipfel läuft kaum jemand, wir sind schnell alleine und genießen die herrliche Aussicht aufs offene Meer und die umliegenden Berge, Inseln und Buchten. Ganz oben bauen wir auch das Zelt auf und beobachten die Sonne aus dem halboffenen Zelt. Vorhin wehte noch ein kalter Wind, jetzt ist es erstaunlich warm. Tatsächlich kommen um kurz vor 12 Uhr ein paar Leute hoch gewandert, die ihr Zelt unten in Kvalvika stehen haben. Sie sind überrascht, dass hier oben ein Zelt steht. Während unten in der Bucht im Schatten sicher 20 Zelte stehen, sind wir hier oben (fast) ganz alleine mit der grandiosen Aussicht. Die Sonne bleibt ein ganzes Stück über dem Horizont und scheint fast waagrecht Richtung Osten zu wandern. Es ist schwer, einen richtigen Tiefpunkt auszumachen, aber definitiv ein tolles Erlebnis zu sehen, wie die Sonne nicht unter geht.
Es Fällt uns schwer uns am Morgen von diesem schönen und besonderen Ort zu trennen. Aber schließlich beginnen wir den Abstieg zu unseren Fahrrädern, die brav und unbeschadet auf uns warten!
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