Nach über Wochen (fast) nur gutem Wetter, wird es jetzt etwas unbeständiger. Aber wir haben Glück und es regnet erst Mal nur nachts, während es tagsüber noch recht sonnig ist. Dafür ist die Luft durch den nächtlichen Regen etwas abgekühlt und die Temperaturen deutlich angenehmer. Wie wir schon oft gehört haben, sind die Straßen in Finnland sehr gerade. Langweilig finden wir es auf dieser Strecke, direkt nach der Grenze, aber keineswegs: Es geht hügelig hoch und runter, die Anstiege sind aber meist nicht sehr lang und deutlich weniger steil, als die meisten in Norwegen. Immer wieder gibt es Ausblicke über das Land und wir fahren an vielen Seen vorbei. Tamina erspäht auch einen Elch etwas abseits der Straße, aber der Versuch, Yann (der deutlich weiter vorne fährt) darauf aufmerksam zu machen, erweckt natürlich mehr die Aufmerksamkeit des Elchs und er verschwindet zwischen den Bäumen.
Wir freuen uns, dass hier so wenig Verkehr ist und wir mal wieder nebeneinander fahren können. Da wir aber damit rechnen, dass sich das ändern wird, sobald wir auf die E75 kommen, nehmen wir kurz davor eine kleine Schotterstraße, die erst etwas später auf die E75 mündet. Wir hoffen, hier auch einen schönen Übernachtungsplatz zu finden und als wir beide schon müde und die Beine schwer werden, steht ein unscheinbares Schild am Wegrand: „Laavu“. Ein Laavu ist eine halb offene Schutzhütte, ähnlich wie ein Gapahuk in Norwegen. Ein kleiner Pfad führt ein paar Hundert Meter weg von der Straße zu zwei kleinen Seen, dort finden wir ein schönes Laavu, mit etwas abseits gelegener Toilette, und natürlich mit Feuerholz. Wir genießen die Ruhe, hören nur die Geräusche des Waldes, keine Autostraße – ein Traum. Nicht weit von unserem Zelt entfernt finden wir die Hinterlassenschaften eines Elchs, aber er selber stattet uns leider keinen Besuch ab. Wir essen im Abendlicht und machen ein Feuer an, das erste Mal mit Feuerstahl und Birkenrinde (zugegebenermaßen hat es etwas gedauert, aber am Ende brennt es ;-))! Eigentlich ist es viel zu warm für ein Feuer, aber tatsächlich scheint es die Mücken zu vertreiben, die tauchen erst deutlich später auf, als das Feuer langsam aus geht und wir uns ins Zelt verkriechen. Was für ein schöner Abend in der Natur Finnlands!
Gut ausgeruht rollt es am nächsten Tag auch auf der Schotterstraße wieder deutlich besser und von einem Aussichtsturm haben wir eine schöne Aussicht! Es kündigt sich Regen an, aber wir kommen noch trocken nach Inari. Das Museum dort ist um Welten besser als das Museum in Karasjok und zeigt auch vieles zum Leben hier oben in Lappland und zur Entstehung und Entwicklung der Landschaft. Yann ist gar nicht mehr raus zu bekommen, aber dadurch verpassen wir wenigstens das Gewitter draußen. Den Abend verbringen wir dann auf einem Campingplatz mit Blick auf den Inarisee, dessen Ausmaß man von hier aus gar nicht überblicken kann. Es muss toll sein den See vom Wasser aus zu erkunden und dabei tagelang niemandem zu begegnen. Unsere Liste für Reiseideen wird durch diese Reise eher länger als kürzer…
Unser nächstes Ziel steht schon fest: eine kleine Husky-Farm bei Ivalo. Yann hat sie im Internet gefunden, als er nach schönen Übernachtungsplätzen gesucht hat. Die zwei Schweizer bieten einen Camperstellplatz an, der leider schon belegt ist, aber wir dürfen für den gleichen Preis im selbstgezimmerten Tipi schlafen. Da können wir nicht nein sagen!
Kurz hinter Inari erwischt uns der erste Regenschauer, aber weil es warm ist und wir hoffen, dass es schnell vorbei geht, ziehen wir unsere Regensachen nicht an. Am Ende sind wir dann doch ganz schön nass, aber bis wir in Ivalo sind, ist fast alles wieder trocken.
Wir beziehen das sehr nett eingerichtete Tipi und springen in den kleinen See, gerade rechtzeitig, bevor das nächste Gewitter kommt. Wir gönnen uns das finnische Abendessen in der Kota (Grillhütte) und werden sehr lecker bekocht. Es ist sehr interessant etwas über Markus und Josi und ihre Tiere zu erfahren. Zu den 36 Huskies, von denen etwa die Hälfte aus zweiter Hand oder vom Tierschutz ist, kommen 4 Yaks (worüber besonders Yann sich freut), ein paar Wollschweine, Hühner und Hasen.
Oben im Tipi schläft es sich sehr gemütlich und wir müssen uns aufraffen, weiter zu fahren. Aber immerhin das Wetter sieht erst mal sehr freundlich aus.
Ach ja: Wir haben tatsächlich zwei Tage gebraucht, bis uns zwei Sachen aufgefallen sind. Finnland ist im Vergleich zu Norwegen und Deutschland eine Stunde voraus. Da sich unsere Handys automatisch umstellen, haben wir uns am Abend nach dem Grenzübertritt nur ein bisschen gewundert, wie es so spät geworden ist… Und es gibt theoretisch wieder einen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang. Mitternachtssonne gäbe es aber gerade noch so, wenn es nicht regnen würde und gerade kein Hügel die Sicht versperren würde.
Und: Taminas Knie geht es langsam immer besser, zumindest beim Fahrradfahren läuft es wieder richtig rund. Andere Bewegungen sind leider nicht so gut…
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