Westfjorde – begleitetes Vollwaschprogramm

Einen wunderschönen Vormittag lang haben wir das Glück, endlich mal wieder Sonne zu haben! Unser Boot auf die andere Seite des Sognefjords fährt erst am Nachmittag aus dem Nachbarort, also haben wir ausnahmsweise Zeit ganz gemütlich unter den blühenden Obstbäumen zu frühstücken. Und um mal wieder andere Muskeln zu gebrauchen, machen wir einen kleinen Spaziergang zu einem Wasserfall in der Nähe. Bei den vielen Wasserfällen, die wir inzwischen gesehen haben, ist dieser für uns jetzt vielleicht nicht sehr außergewöhnlich, aber der Blick runter nach Flåm, auf den Fjord und die schneebedeckten Berge ist schon sehr schön. Richtig Urlaub!

Leider behält die Sonne nicht lange die Oberhand und es zieht langsam wieder zu. In Aurland finden wir eine hervorragende Bäckerei (was hier gar nicht so einfach ist) und gönnen uns dort zum Mittagessen eine Pizza mit regionalem Ziegenkäse und regionaler Ziegensalami – sehr lecker – und natürlich eine Kanelsnurr zum Nachtisch. Mit dem Schnellboot geht es dann den Fjord ein Stück raus. Das Schnellboot ist tatsächlich schnell. Oben kann man raus an Deck gehen, vorne fühlt es sich an, als würde man über den Fjord fliegen. Die Fahrräder stehen unten ganz vorne, nur leicht angelehnt und Tamina hat sogar ihren Helm nur lose über den Lenker gehängt. Als der Kapitän dann mit 32 Knoten über den Fjord schießt, haben wir doch etwas Angst um die Räder und die Sachen daran, aber dorthin an Deck, wo sie stehen, darf man während der Fahrt nicht. Aber am Ende ist alles zum Glück noch an Ort und Stelle. In Leikanger, wo wir aussteigen, steigen zwar einige Leute ein, aber niemand mit uns aus. Als das Boot kurze Zeit später schon wieder ablegt und davon saust und wir im Nieselregen am verlassenen Kai zurück bleiben, kommen wir uns doch etwas lustig vor. Die Landschaft hier ist wieder etwas anders als in Flåm und Aurland. Hier ist auf längerer Strecke mehr Platz am Ufer und wir fahren durch unzähligen Apfelplantagen, die bis an den Fjord runter gehen und teilweise gerade blühen.

Abends stößt Franzi zu uns, eine Freundin von Tamina, die sie während des Auslandssemesters in Oslo kennen gelernt hat und die jetzt einen Teil ihres Praktischen Jahres in Bergen verbringt. Sie begleitet uns drei Tage über das Pfingstwochenende. Leider hat sie sich die falschen Tage ausgesucht, um mit uns zu radeln. Am Samstag Vormittag nieselt es „nur“, als wir uns oben auf dem Pass (auf dem noch Schnee liegt) an die Abfahrt machen, geht es richtig los. Da hilft die beste Regenkleidung irgendwann auch nichts mehr, irgendwann kommt die Nässe durch und es wird alles feucht, beziehungsweise nass – einmal Vollwaschprogramm eben. Zu dritt fällt es uns leichter, die gute Laune zu behalten, auch wenn der einzige Campingplatz weit und breit fast verlassen wirkt. Das wichtigste ist vorhanden: ein beheiztes Sanitärgebäude, wo wir unsere Sachen wenigstens ein bisschen trocknen können, bevor sie am nächsten Tag wieder nass werden…

Der Wetterbericht hatte Besserung versprochen, aber die lässt lange auf sich warten. Erst am Nachmittag wird es etwas besser, die Schauer etwas weniger. Ein Pass steht uns noch bevor, und da es am Pfingstmontag wieder so richtig regnen soll, nehmen wir den lieber am späten Nachmittag in Angriff, als es noch halbwegs trocken ist, anstatt am nächsten Tag im Dauerregen. Immerhin finden wir auf der anderen Seite der Passhöhe einen perfekten Zeltplatz (eine kleine ebene Wiese, die nicht komplett durchnässt ist und ein kleiner Bach nicht weit weg) und können den Abend sogar draußen genießen. Als es kalt wird, verziehen wir uns aber doch zum Spielen ins Zelt. Die Natur hier mit den Bergen und kleinen Bergstraßen, die wir quasi ganz für uns haben, gefällt uns sehr gut, wir sind gespannt, wie viel Gebirge wir noch an der Küste erleben werden. Bei Sonne muss das alles noch viel schöner aussehen!

Am Pfingstmontag wird es dann langsam richtig anstrengend. Wir sind zwar heilfroh, den Berg schon hinter uns zu haben, aber wenn es so stark regnet, macht es doch irgendwann keinen Spaß mehr. Die Route führt meist an einer größeren Straße entlang und wir sind alle drei froh, als wir endlich in Florø ankommen. Von hier aus wird Franzi wieder das Boot zurück nach Bergen nehmen. Wir haben Glück und können uns im Aufenthaltsraum eines Campingplatzes etwas aufwärmen und trocknen. Wir entscheiden uns noch heute das Schnellboot nach Måløy zu nehmen, dort soll es einen Campingplatz mit Aufenthaltsraum geben. Wir fahren also alle drei zum Hafen, verabschieden uns von Franzi und gehen an Bord.

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