Uns war es wichtig, nicht einfach ins Flugzeug zu steigen und nach Hause zu fliegen. Der Umwelt zuliebe und uns zu liebe, weil langsam nach Hause kommen nach drei Monaten Fahrradfahren einfach viel angenehmer ist, als direkt wieder in den Alltag katapultiert zu werden. Eigentlich waren die letzten zwei Wochen ja schon der Anfang der Heimreise, auch wenn es sich nicht so angefühlt hat.
Jetzt sind wir also bis nach Rovaniemi zum Bahnhof geradelt, um hier in den Nachtzug nach Helsinki einzusteigen. Unsere Kabine ist winzig, hat aber sogar ein kleines Waschbecken und beim Fahrradwagen könnte sich die Deutsche Bahn noch ein bisschen was abschauen. 12 Stunden später haben wir die südliche Hälfte von Finnland durchquert und steigen bei Sonne und 20 Grad aus dem Zug. Viel Zeit bleibt uns in Helsinki nicht, da wir nur bis 14 Uhr auf der Fähre einchecken können und die Fähre 20 Kilometer außerhalb von Helsinki abfährt. Nach einem kleinen Frühstück in der Sonne vor einer Bäckerei schauen wir uns den Markt am Wasser an und die alte Markthalle. Wir hatten gehofft hier noch Moltebeerenmarmelade zu bekommen, weil es in Rovaniemi nur welche mit sehr geringem Fruchtgehalt gab. Hier auf den Markt hat sie zwar 70 % Frucht, ist aber leider furchtbar teuer. Am Ende kaufen wir einfach frische Beeren auf dem Markt, uns wird versprochen, dass sie die Heimreise überleben werden und teurer als die günstigere Marmelade (die nur 35 % Frucht hat), ist es auch nicht. Dann machen wir die Marmelade halt zu Hause selber!
So langsam müssen wir uns beeilen, damit wir rechtzeitig an der Fähre sind. Ein kleiner Abstecher zum Hakaniemi Markt und ins Stadtviertel Kallio muss aber noch sein, bevor wir uns gegen den Wind aus der Stadt kämpfen.
10 Minuten vor Check-in-Schluss sind wir am Hafen, bis wir auf die Fähre dürfen dauert es aber noch ein bisschen…
29 Stunden Fähre ist schon ganz schön lang, aber am Ende geht die Zeit mit an Deck sitzen, spielen, Fotos aussortieren und essen ganz gut rum und bei Abendsonne laufen wir in Travemünde ein, wo wir nicht weit vom Hafen die letzte Nacht im Zelt verbringen, zusammen mit einer kleinen Familie, die wir auf der Fähre kennen gelernt haben. Irgendwie komisch, dass es abends plötzlich wieder dunkel wird. Das sind wir nach 2 Monaten Helligkeit nicht mehr gewöhnt.
Was wir unterwegs besonders vermisst haben, sind gute Bäckereien und so geht es am nächsten Morgen direkt zum nächsten Bäcker, wo wir ein gutes Frühstück genießen!
Unser Zug fährt eigentlich erst um 12 Uhr in Lübeck, wir radeln also gemeinsam mit den anderen noch die 20 Kilometer von Travemünde bis Lübeck und hatten ursprünglich geplant noch einen Abstecher in die Altstadt von Lübeck zu machen. Aber laut der DB-App kommt es wegen einer Baustelle zu Verzögerungen auf der Strecke Lübeck – Hamburg, also steigen wir lieber schon eine Stunde früher in den Zug nach Hamburg, den ICE in Hamburg zu verpassen, wo wir Fahrradplätze reserviert haben, wäre schon sehr blöd. Natürlich haben wir dann keine Verspätung und nutzen die lange Umsteigezeit in Hamburg, um uns Verpflegung für die weitere Fahrt zu besorgen. Während wir uns in der Großstadt Helsinki noch richtig wohl gefühlt haben, sind wir in der noch größeren Großstadt Hamburg etwas überfordert mit den vielen Menschen und froh, als wir dann irgendwann im Zug sitzen (der natürlich schon bei der Abfahrt Verspätung hat).
Dass uns dann selbst der Betrieb im beschaulichen Tübingen zu viel ist, als wir abends um halb 10 (mit nur einer halben Stunde Verspätung) durch die Stadt nach Hause laufen, hätten wir nicht gedacht. Die letzten Wochen in Nordnorwegen und vor allem Lappland, wo (mal abgesehen vom Nordkapp) wir doch eher wenig Menschen gesehen haben, haben uns wohl doch geprägt. Wir sind so viel Trubel und so viele Menschen einfach nicht mehr gewöhnt.
Trotzdem ist es schön, wieder nach Hause zu kommen, die gefühlt riesige Wohnung, ein eigenes Bad, unser eigenes Bett. Und doch ist es ein komisches Gefühl, plötzlich ist es, als wären wir nur kurz weg gewesen, keine 10 Minuten zu Hause, rennt Yann schon zum ersten Feuerwehralarm, und es ist schnell, als wären wir nie weg gewesen…
Ach ja: Die letzten Meter vom Bahnhof nach Hause durfte Yann zu Fuß zurück legen. Als wir in Tübingen aus dem Zug aussteigen wollten, hat er festgestellt, dass er einen Platten hat. Unser zweiter Platten auf über 6000 Kilometern, nicht schlecht. Und zur Freude von Tamina steht es jetzt 1 : 1! Yann war fest davon überzeugt, dass er die besseren Reifen hat, nachdem Tamina nach 1000 Kilometern einen Platten hatte, aber abgerechnet wird zum Schluss, jetzt ist Gleichstand…
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