Numedal – vom Sommer in den Winter

Wir haben uns in den Kopf gesetzt, die Berge zwischen Oslo und Bergen zu überqueren und nicht die Südküste entlang zu radeln, die wir vor ein paar Jahren schon mit Auto und Zelt bereist haben. Von Oslo aus machen dafür zwei Nasjonale sykkelruter Sinn: die Route 4 durchs Hallingdal und die Route 5 durchs Numedal. Das Numedal ist das kleinere Tal, deutlich weniger von Autos befahren und es gibt fast durchgängig eine kleine Straße auf der gegenüberliegenden Flussseite der Autostraße. Also geht es los Richtung Numedal! Der erste Abschnitt von Oslo nach Kongsberg ins Numedal hat es bereits in sich, es geht ständig hoch und runter, wir sammeln Höhenmeter um Höhenmeter. Das Wetter ist grandios!

Je weiter wir im Numedal hoch kommen, desto ruhiger und schöner wird es. Wald, Seen und immer wieder Ackerflächen wechseln sich ab, dazwischen kleine Orte und typisch norwegische Höfe. Das Numedal wird auch das Mittelaltertal genannt, weil es hier viele Stabkirchen und alte Höfe gibt. Schneller als gedacht finden wir auch unseren ersten ganz „wilden“ Zeltplatz an einem rauschenden Fluss. Viele Flüsse und Wasserfälle, die wir hier sehen, führen sehr viel Wasser und auch der Numedalslågen ist an vielen Stellen über die Ufer getreten – die Schneeschmelze scheint in vollem Gange zu sein! Wir sind gespannt, wie viel Schnee weiter oben noch liegt. In der Ferne sieht man immer wieder Berge, die noch zum Großteil von Schnee bedeckt sind und tatsächlich gibt es auch hier unten im Tal an schattigen Stellen immer wieder ein kleines Schneefeld.

Bei Rødberg verlässt die Route 5 das Haupttal und führt auf 30 km Schotterpiste durch das Smådøldalen. Wir waren uns lange nicht sicher, ob die Straße fahrbar ist oder ob dort noch zu viel Schnee liegt. Der einzige andere Radfahrer mit Gepäck, den wir seit Oslo getroffen haben, begegnet uns einen Tag bevor wir in Rødberg sind und berichtet, dass die Straße problemlos zu fahren ist. Für ihn lief es mit seinem deutlich leichteren Bikepacking Setup (für etwa 10 Tage) und bergab vermutlich deutlich leichter als für uns, aber wir freuen uns, dass wir diese Route durch die Natur fahren können. Auf den 30 km begegnen wir kaum jemandem: eine Frau im Auto ganz am Anfang wo ein paar Hütten stehen, ein Tschechisches Paar mit Camper an unserem überdachten Mittagsrastplatz und ein Mann mit Traktor, der die Straße richtet, am Abend, als wir gerade auf Zeltplatzsuche sind. Alle grüßen freundlich – sonst sind wir ganz alleine. Wobei, nicht ganz! Als wir uns, mit Blick auf einen noch teilweise zugefrorenen See, vor unser Zelt setzen, taucht nicht weit von uns ein Biber aus dem Wasser und setzt sich auf einen Stein unter einem Baum. Unsere Anwesenheit scheint ihn nicht zu stören, denn er sitzt dort noch eine ganze Weile und schaut zu uns rüber. Wir sind überrascht, dass wir nach viel Nieselregen heute und ungemütlichem Wetter abends tatsächlich noch ein bisschen draußen sitzen können.

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