Der Kystriksveien erstreckt sich von Steinkjer (etwas Nordöstlich von Trondheim) bis Bodø und gilt als eine der schönsten Straßen der Welt. Wir kommen südlich von Namsos auf die Route und merken sofort, dass der Verkehr deutlich zunimmt. In Norwegen gibt es außerhalb der Ortschaften keine Fahrradwege, wir fahren also viel auf der Straße, was in den meisten Fällen auch sehr gut geht, weil so wenig Verkehr ist. Auch sonst ist meist nicht viel los. Einkaufen müssen wir tatsächlich immer etwas planen, da es durchaus mal passieren kann, dass auf 60-70 km kein Supermarkt an der Route kommt. Ist dann auch noch Sonntag, fahren wir schon eine ganze Menge Lebensmittel mit uns herum, da wir am liebsten immer frisch kochen.
Die Strecke bis Namsos ist nicht gerade schön und obwohl das Wetter jetzt tatsächlich besser ist, wenn auch noch frisch, reichen uns 60 km am Tag gut. Immer häufiger sehen wir Schilder, die vor Elchen warnen und hoffen auch selber bald einen zu sehen.
Jetzt, wo es nicht mehr regnet, suchen wir uns wieder Übernachtungsplätze in der Natur. Auf den Campingplätzen steht man mit dem Zelt doch oft in zweiter Reihe und es spart auch etwas Geld.
Wir genießen den ersten richtig sonnigen Abend an einer Feuerstelle an einem vermeintlichen See und wundern uns, warum etwas weiter draußen im See ein Felsen immer weiter aus dem Wasser schaut. Ein Blick auf die Karte zeigt die Lösung: unser „See“ hat doch eine Verbindung zum Meer und es ist gerade Ebbe. Die Nacht verbringen wir im Gapahuk, einer norwegischen Schutzhütte mit einer offenen Seite, wie es sie hier viele gibt.
Eigentlich sollten wir bei dem schönen Wetter jetzt voll motiviert in die Pedale treten, aber irgendwie finden wir es gerade anstrengend. Nach 60 km reicht es uns eigentlich schon, das ist aber zu wenig, wenn wir noch etwas Zeit für Pausen und andere Sachen haben wollen bis zum Nordkapp. Vielleicht haben uns die zwei Wochen Regen doch etwas geschlaucht, vielleicht brauchen wir auch einfach mal eine Pause nach 45 Tagen unterwegs und 44 Tagen davon im Sattel. Wir haben jetzt ungefähr Halbzeit, etwa 3500 geradelte Kilometer und laut Komoot fast 30.000 erklommene Höhenmeter. Wir wissen nicht so richtig was uns gerade so schlaucht. Deswegen nehmen wir uns am nächsten Übernachtungsplatz bewusst Zeit, die Sonne zu genießen, und schauen uns noch mal die Route an. Tatsächlich kommt es uns fast ein bisschen „langweilig“ vor, hier einfach nur die Küste hoch zu radeln, Fjord hinter Fjord auszufahren und einen Hügel nach dem anderen zu überwinden. Dabei ist die Landschaft meistens wirklich schön und auch hier an der Küste hat sich immer wieder viel verändert, es ist keineswegs eintönig. Vielleicht ist es auch nur die klare Route des Eurovelo 1, der alle einfach folgen. Uns hat es Spaß gemacht, unsere eigene Route über die Berge zu finden, uns zu informieren und zu überlegen, wo wir gerne lang fahren möchten. Und das werden wir jetzt auch machen. Wir wollen den Eurovelo 1 für ein kleines Stück verlassen und uns ein paar Inseln weiter draußen anschauen, die toll sein sollen zum Radfahren und Wandern. Die Fährfahrten durch die vielen Inseln sind sicher auch ganz schön.
Es geht weiter und nach längerer Zeit treffen wir mal wieder zwei andere Radreisende und fahren ein Stück gemeinsam. So ein Austausch macht uns immer Spaß und gibt neue Energie. Und nach einem schönen und entspannten Abend in der Nähe von Vik in herrlicher Natur, sind wir voll motiviert uns unseren eigenen Weg ans Nordkapp zu suchen und die Zeit hier oben zu genießen! Wie schön Norwegen doch sein kann!
Ach ja, unseren ersten Elch haben wir auch noch gesehen! Kurz vor dem Fähranleger, direkt am Meer, da, wo man am wenigsten damit rechnet, ins Gespräch vertieft mit den beiden anderen Radfahrern… Toll!
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