Atlanterhavsveien – Fähren und Brücken

Hier an der Küste führt die Route über zahlreiche Fähren, manchmal sind es bis zu 3 Fähren täglich, mit denen wir fahren. Die meisten fahren sehr regelmäßig, manche aber auch nur alle paar Stunden, so dass wir uns immer im Voraus informieren, um nirgends unnötig lange warten zu müssen. Die normalen Fähren sind für Fußgänger und Radfahrer sogar kostenlos und es gibt immer die Möglichkeit sich rein zu setzen. In den meisten Fällen dauert die Überfahrt aber nur 15 bis 30 Minuten.

Es regnet immer noch viel, aber ganz selten schaut tatsächlich auch mal die Sonne zwischen den Wolken hervor. An einer der Fähren treffen wir zwei Bikepacker, Simon und Baptiste, die mit Rennrädern und deutlich leichterem Gepäck unterwegs sind. Etwa 20 km fahren wir gemeinsam, Yann und Simon tauschen sogar die Fahrräder für ein paar Kilometer, dann lassen wir die beiden ziehen, sie sind doch etwas schneller unterwegs als wir.

Yann hat mal wieder etwas Besonderes rausgesucht: eine kleine Käserei mit Hofladen und der Möglichkeit auf dem Hof zu zelten. Allerdings nicht direkt auf dem Eurovelo 1. Wir wägen ab und entscheiden uns für die Käserei, die traumhaft auf einem Hügel liegt mit Blick über den Fjord. Und auch Käse und Joghurt schmecken ausgezeichnet. Die Auswahl in den Norwegischen Supermärkten ist leider sehr eintönig, da freuen wir uns besonders über leckeren Käse! Am Morgen kommt sogar kurz die Sonne raus, so dass wir mit herrlichem Blick draußen in der Sonne frühstücken können.

Hier, abseits von der Hauptroute, stoßen wir zufällig auf eine weitere Besonderheit: Eine kleine Firma, die mit spezieller Stricktechnik Merinokleidung herstellt: Lanullva. Der Verkaufsladen ist in einer kleinen roten Hütte direkt am Wasser, an der Hauptstraße steht noch nicht mal ein Schild. Dabei haben sie auch einen Onlineshop und mussten die Produktion bereits nach Spanien auslagern, da sie der Nachfrage im kleinen Ort Lyngstad nicht mehr nachkommen konnten. Bei den reduzierten Merino-T-Shirts mit Atlanterhavsveien-Aufdruck können wir nicht widerstehen…

Dann geht es weiter zum Atlanterhavsveien, einer spektakulären Straße über zahlreiche kleine Inseln und mit hohen Brücken dazwischen. Wir fragen uns, wo plötzlich die ganzen Touristen herkommen, aber wahrscheinlich ist noch verhältnismäßig wenig los.

Je weiter wir uns Kristiansund nähern, desto mehr merkt man den Einfluss der Stadt, mehr Bebauung, mehr Verkehr, mehr Supermärkte. Um nach Kristiansund zu kommen, dass auf mehreren Inseln liegt, müssen Autofahrer durch den Atlanterhavstunnelen fahren, der unter dem Meer durch geht. Für Radfahrer gibt es keine andere Möglichkeit, als mit dem Bus durch den Tunnel zu fahren, da der Tunnel (verständlicherweise) für Radfahrer gesperrt ist. Schade, dass es hier keine kleine Fähre für Fahrradfahrer gibt. In Kristiansund geht der Regen wieder los, wir packen uns ein und schlendern durch den alten Museumshafen der Mellemværft. Als wir im Regen aus Kristiansund rausfahren ist es schon später Nachmittag. Von hinten kommt ein Norweger auf einem E-Bike angefahren und fragt, wie lange wir unterwegs sind. Tamina unterhält sich etwas mit ihm auf Norwegisch, dann meint er, sie hätten eine freie Wohnung und wir könnten bei ihnen übernachten. So ein nettes Angebot wollen wir nicht ausschlagen, vor allem bei dem schlechten Wetter. Knut erklärt uns den Weg, da er mit seinem E-Bike schneller ist. Es sind noch 20 km und etwa 10 km abseits von unserer Route. Es war ein langer Tag, es regnet immer noch und während wir uns über die Hügel kämpfen, fragen wir uns schon, was uns erwarten wird und ob es die richtige Entscheidung war. Doch als wir bei Knut und Wenche ankommen steht die Tür einladend offen und wir werden herzlich von ihnen und ihrer Hündin Eira begrüßt. Sie zeigen uns die kleine, sehr nett eingerichtete Wohnung, wir sind überwältigt! Und damit nicht genug, sie laden uns auch ein, mit ihnen zu Abend zu essen. Also schnell unter die Dusche, eine Wäsche anmachen, die nassen Sachen aufhängen und nach oben gehen. Es wird ein unglaublich netter Abend, wir verstehen uns sehr gut, die beiden sind auch gerne mit dem Fahrrad unterwegs. Es tut unglaublich gut so herzlich aufgenommen zu werden und so einen netten Abend im Trockenen zu verbringen. Am nächsten Morgen ist ein herrliches Frühstück gerichtet inklusive selbst gebackener (Rosinen-)Brötchen. Da fällt es uns richtig schwer wieder zu fahren!
Als wir dann am späten Vormittag wieder unterwegs sind, haben wir immer noch ein breites Lächeln auf dem Gesicht, voller Dankbarkeit für so eine tolle Begegnung.

Eine Antwort zu „Atlanterhavsveien – Fähren und Brücken“

  1. Avatar von Hardy

    Das war ja eine nette Begegnung. Sicherlich in Norwegen vor allem auf dem Land nicht ungewöhnlich.
    Da das schon einige Tage her ist, gehe ich davon aus, dass ihr mittlerweile bei besserem Wetter unterwegs seid.
    Das habt ihr euch aber auch redlich verdient!
    Herzliche Grüße
    Hardy

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