Bis jetzt haben wir nur ab und zu andere Radreisende getroffen, was uns ein bisschen überrascht hat, da es doch einige Leute gibt, die mit dem Rad ans Nordkapp fahren. Wir freuen uns, als wir zufällig Lone und Erik aus Dänemark auf dem Hurtigbåt nach Stokkvågen wieder treffen, die wir in Trondheim auf dem Campingplatz das erste Mal getroffen haben. Sie sind gerade ein paar Tage mit einer alleine reisenden Holländerin, Otje, unterwegs und zu fünft radeln wir bei herrlichem Sonnenschein weiter. Ungewohnt, in so einer “großen” Gruppe zu radeln, aber sehr spaßig und unterhaltsam.
Dieser Teil der Küste gefällt uns richtig gut! Es ist abwechslungsreich: mal entlang von Fjorden, mal an Seen vorbei und dabei immer wieder imposante Ausblicke auf hohe, teils noch schneebedeckte Berge und auch den Svartisengletscher. Außerdem gibt es wieder ein paar Fährfahrten, bei einer von ihnen überqueren wir den Polarkreis. Am Ufer steht an der entsprechenden Stelle ein Metall-Globus.
Es ist Mittwoch und ab Freitag ist auf den Lofoten richtig gutes Wetter gemeldet über das Wochenende. Die Inseln sind jetzt schon zum Greifen nahe und wir wollen unbedingt möglichst schnell dort hin, um die tolle Landschaft dort bei gutem Wetter genießen zu können. Auf dem Campingplatz, auf dem wir die Nacht verbringen, verbreitet sich unter den Radlern blöderweise das Gerücht, dass die Fähre, die nicht weit hinter dem Campingplatz kommt, wohl außer Betrieb ist. Letztendlich soll wohl auf jeden Fall ein Boot für Fußgänger und Fahrradfahrer fahren, allerdings erst am Nachmittag. Das bremst uns enorm aus, wir hätten das Boot schon vormittags gebraucht um richtig vorwärts zu kommen. Sowas ärgerliches! Wir überlegen hin und her, ob wir irgendwie schneller weiter kommen können. Es gibt eine alternative Autostraße, welche die Fähre umfährt, allerdings durch einen langen und natürlich für Radfahrer gesperrten Tunnel. Kurz entschlossen geht Yann um kurz nach 11 Uhr abends zu einem Paar in unserem Alter mit selbst ausgebautem VW-Bus (sie waren uns schon auf einer der Fähren aufgefallen), um sie zu fragen, ob sie uns nicht mitnehmen können durch den Autotunnel. Erst eine Stunde später kommt er zurück ins Zelt, in der Hand eine Packung Maultaschen. Die Beiden nehmen uns sehr gerne am nächsten Tag ein Stück mit und haben es sich nicht nehmen lassen uns eine Packung Maultaschen zu schenken. Genial!
Am nächsten Morgen frühstücken wir sehr nett im Kreise der anderen Radler und basteln nach einem gemeinsamen Kaffee mit den Stuttgartern unsere Räder zu ihren auf den Fahrradträger. Wir sitzen hinten drin auf unseren Taschen, da es keine Sitze gibt, aber wir haben eine sehr nette und angenehme Fahrt, die uns sogar einen Blick auf den Svartisengletscher ermöglicht. In Ørnes, wohin die Fähre gefahren wäre steigen wir aus und verabschieden uns schweren Herzens schon wieder – was für eine nette Begegnung!
Jetzt können wir noch richtig Strecke machen und bis zum Saltstraumen fahren. Nach einem langen Tag mit vielen Anstiegen aber auch viel Sonne, kämpfen wir uns gerade den letzten Berg hoch, als wieder zwei Elche an der Straße stehen. Als wir anhalten, flüchten sie in den Lichten Birkenwald. Schon beeindruckende Tiere!
Es ist Abend, als wir am stärksten Gezeitenstrom der Welt ankommen. Fast 400 Millionen Kubikmeter Wasser müssen bei Ebbe und Flut durch einen 150 Meter breiten Sund, dabei bilden sich beeindruckende Strudel. Am stärksten sollen sie etwa 3 Stunden nach Niedrigwasser beziehungsweise Hochwasser sein. Als wir ankommen (etwa eine Stunde nach Niedrigwasser) sehen wir kaum, dass sich das Wasser unter der großen Brücke überhaupt bewegt und sind etwas verwundert. Wir entscheiden uns trotzdem dazu, noch ein bisschen zu warten und nutzen die Zeit zum Kochen, direkt am Ufer. Und tatsächlich beobachten wir relativ bald, wie der Strom des kommenden Wassers immer Stärker wird und sich immer größere Strudel bilden. Gerade diese Dynamik des Gezeitenstroms beeindruckt uns und eigentlich müsste man jetzt noch zuschauen, bis die Ebbe wieder kommt um zu sehen, wie sich der Strom ganz umkehrt und in die andere Richtung zieht.
Aber es ist schon spät und wir suchen uns einen Zeltplatz ein paar Kilometer weiter. Es ist ein kleiner Strand, unweit der Straße, aber sehr schön. Das einzige Problem: es ist nicht ganz ersichtlich, bis wohin das Wasser bei Hochwasser kommt und es ist noch für knapp zwei Stunden Flut. Komoot zeigt an, dass wir am Rande einer kleinen Insel zelten, dabei sind wir trockenen Fußes hergekommen. Wir stellen uns einen Wecker und schauen raus, um die Lage zu checken, aber das Wasser bleibt weit genug weg. Die letzten Kilometer bis Bodø sind, wie so oft vor größeren Städten, nicht so schön, wir müssen über lange Strecken an der stark befahrenen Hauptstraße entlang fahren. Dafür wartet in Bodø als Belohnung endlich mal wieder eine gute Bäckerei mit Zimtschnecken und sehr gutem Brot.
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